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Nach der Corona-Pause wird im (Büro)-Job nichts mehr so sein wie vorher!

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Nach längerer Zeit komme ich mal wieder dazu, einen Beitrag zu verfassen. Dank Corona unter ganz anderen Rahmenbedingungen wie bisher. Von den Beiträgen einmal abgesehen, die ich ganz entspannt auf den langen Bahnfahrten in meinem Italienurlaub um den Jahreswechsel herum geschrieben hatte, sind die meisten irgendwann am Ende eines langen Arbeitstages auf der letzten Bahnetappe vor Erreichen des Zielbahnhofs Treysa oder Zimmersrode entstanden, kurz bevor ich dann irgendwann zwischen 21 und 23 Uhr nach Hause zurückkehrte. Die letzte solche Bahnreise hatte ich am 11. März, seitdem war ich mit Ausnahme von drei Fahrten zum Baumarkt sowie gelegentlichen Einkäufen im Jesberger EDEKA nicht mehr unterwegs.

Diesen Beitrag hingegen schreibe ich ganz entspannt daheim im Wohnzimmer, direkt neben meinem wohlig warmen Kaminofen, mit einem guten Glas Rotwein. Am Ende einer unglaublich produktiven und innovativen Arbeitswoche im Homeoffice, die unterbrochen war von entspannten und entspannenden Stunden mit Gartenarbeit im Freien sowie mit Kochen leckerer, vegetarischer Gerichte zum Abendessen. Die nächsten Wochen werden noch viel angenehmer, schließlich kommt der Frühling, so dass ich bei steigenden Temperaturen die Arbeit am Laptop sowie die langen Video-Konferenzen in die Gartenlaube mit Blick übers Tal in den Kellerwald hinein verlegen kann. Fast wie Urlaub, nur nicht freiwillig.

Wie wird es weitergehen, wenn der Shutdown irgendwann zwischen Ostern und Pfingsten endet? Welche Gründe könnte es geben, dass das alte Hamsterrad wieder anläuft? Werde ich froh sein, endlich wieder auf Achse zu gehen, oder werde ich versuchen, mehr zu Hause zu bleiben? Könnte mir das überhaupt gelingen, oder werden die Zwänge der Vertriebs- und Projekttermine sowie Vortragsveranstaltungen mir keine Wahl lassen?

Mein Fazit vorweg: Ich werde nie wieder so viel reisen wie in den letzten 11 Jahren.

  1. Während dieser allgemeinen Zwangspause haben quasi alle Verantwortungsträger in Wirtschaft und Verwaltung die vielfältigen Techniken der Fernkommunikation und -kollaboration kennen und schätzen gelernt. Ich bin mir sicher, dass es zukünftig ganz normal sein wird zu fragen: „Müssen wir uns dazu treffen oder können wir das nicht (gemeinsam mit weiteren Kollegen) in einer Video-Konferenz besprechen?“
  2. Terminfindungen sind viel einfacher und spontaner möglich, wenn man nur ein 1,5-stündiges Zeit Fenster suchen muss und nicht ganze Tage wegen der damit verbundenen Reisezeit. Wir gewöhnen uns daran, dass man sich schon übermorgen verabreden kann und nicht erst in 6 Wochen, weil der Termin erst dann wieder in den Kalender passt.
  3. Reisen ist teuer, sowohl wegen der unmittelbaren Reisekosten als auch wegen der Reisezeit. Das gilt ganz besonders für den Auto- und Flugreisenden. Nach dem Shutdown werden viele Firmen sehr aufs Geld achten müssen. Warum sollte man in solchen Zeiten gerade fürs Reisen viel Geld ausgeben, wenn man gerade einen 10-wöchenigen Intensivkurs absolviert hat, wie man auch ohne Herumfahrerei sehr produktiv arbeiten und kommunizieren kann?
  4. Durch die erzwungene Beschränkung der Mobilität auf den engsten Nahbereich erlebe ich gerade eine deutlich stärkere Konzentration auf die Region. Seit einem halben Jahr habe ich das Glück, bei den HOMEbergern mitwirken und zur nachhaltigen und lebenswerten Gestaltung unserer nordhessischen Region beitragen zu dürfen. In den letzten Wochen hat sich in diesem Netzwerk eine Dynamik entwickelt, die aller Voraussicht nach bald deutlich sichtbare Früchte tragen wird. Näheres dazu in Kürze. Zusammen mit den deutlich wahrzunehmenden Negativseiten der Globalisierung erwarte ich eine Rückbesinnung auf die Nähe, was wiederum zu einer Reduzierung meiner Reisetätigkeit führen wird.
  5. Die meisten Vorgesetzten haben erfahren, dass ihre Mitarbeiter zu Hause doch nicht nur untätig auf der Couch herumhängen, sondern tatsächlich produktiv die Firma am Laufen gehalten haben. Und das, obwohl die Kinder nicht zur Schule oder in den Kindergarten gingen, sondern bei jeder Videokonferenz ins Bild gehüpft sind. Nach dieser Zeit wird es extrem schwer fallen, Forderungen der Mitarbeiter nach Homeoffice abzublocken. Sicherlich werden sich die meisten darauf freuen, endlich mal wieder ins Büro fahren und die Kollegen treffen zu können. Aber muss es gleich wieder jeden Tag sein?
  6. Im eigenen Team arbeiten wir wegen der intensiven Reisetätigkeit der Seniorberater schon immer viel über große Distanzen. Auch wenn die Reisetätigkeit zukünftig viel geringer ausfällt, wird sich das auch zukünftig wegen der verteilten Wohnorte nicht grundsätzlich ändern. Bisher nutzten wir nur einen Teil der vielfältigen Möglichkeiten, meist haben wir nur Telefonkonferenzen geführt und dabei gelegentlich die Bildschirme zum Zeigen von Dokumenten geteilt. Jetzt gehört die Kamera standardmäßig dazu, und drei Mal pro Woche starten wir mit allen 17 Kolleginnen und Kollegen mit einem gemeinsamen Frühstück in den Arbeitstag, jeder bei sich zu Hause. Ich erlebe diese Zeit als deutlich produktiver und innovativer, das Team arbeitet sehr intensiv und effizient zusammen. Die Teilung des Teams in zwei Gruppen, die Viel-Reisenden und die Meist-im-Büro-Arbeitenden existiert nicht mehr, alle gehören jetzt zur Gruppe der Homeoffice-Arbeiter. Dadurch haben alle die gleiche Situation. Ich kann mir mittlerweile vorstellen, mit der Firma in ein kleineres Büro umzuziehen, weil wir zukünftig alle mehr von zu Hause arbeiten und dann nicht mehr so viele Arbeitsplätze brauchen. Bisher haben wir fast alle eine Flatrate für den öffentlichen Verkehr, also entweder Bahncard 100 oder Jobticket. Mal sehen, ob das so bleibt.
  7. Nach der Krise ist vor der Krise, womit ich den Klimawandel meine. Wenn es der Weltgemeinschaft gelingt, das Coronavirus zu besiegen oder ihm zumindest den Schrecken zu nehmen, wird die Zuversicht wachsen, dass wir auch die Klimakatastrophe verhindern können. Dann werden sich unternehmerische Aktivitäten stärker daran messen lassen müssen, wie sehr sie zu einer Reduzierung der CO2-Emissionen beitragen oder eben nicht.

So, nun ist Schluss für heute. Nachdem ich den ganzen Tag im Garten gearbeitet habe, um die Varroamilben meiner drei Bienenvölker (im Herbst waren es noch sechs, Sie erinnern sich?) zu bekämpfen und einen neuen Hühnerstall oberhalb vom Weinberg aufzubauen, bin ich heute wohlig erschöpft und falle direkt ins Bett.

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