Als langjähriger Wahlhesse kannte ich FFH bisher als Radiosender. Seit neuestem firmiert unter diesem Kürzel eine Gegenbewegung zu FFF, also Fridays for Future. Ausgeschrieben handelt es sich um Fridays for Hubraum. Als Gag wurde diese Facebook-Gruppe vor noch nicht mal einem Monat gegründet, nach wenigen Tagen bereits hatte sie mehr Mitglieder als FFF.
Vor zehn Tagen hatte ich ein sehr interessantes und zugleich sehr erschreckendes Gespräch mit einer Vordenkerin der Grünen. Sie brachte zum Ausdruck, dass sie langsam den Glauben daran verliert, den Klimawandel gemeinsam mit den Bürgern abwenden zu können. Es wächst zwar die Zahl der Befürworter einer Klimawende, auch steigt die Zahl derer, die selbst im eigenen Lebendwandel etwas ändern (wollen). Gleichzeitig wächst aber auch die Gegenbewegung, die ein weiter so wollen. Teils weil der Wandel unbequem ist, teils weil sie davon überzeugt sind, dass das ganze Gerede vom Klimawandel falsch sei. Der Kampf um jedes einzelne Windrad ist ein gutes Beispiel für dieses Dilemma. Bei Fridays for Hubraum kommt noch die Begeisterung für das Auto hinzu.
Weil die Gesellschaft so gespalten ist, gewinnt die Politik anscheinend den Eindruck, dass ein schneller Wandel innerhalb von 10 Jahren nur gelingen kann, wenn man die Konzerne machen lässt. Meine Gesprächspartnerin drückte es so aus, dass wahrscheinlich nur diese die Power dazu hätten.
Konzerne, also große Aktiengesellschaften, sind in erster Linie ihren Aktionären verpflichtet. Es geht in erster Linie um den Shareholder Value. Noch hat keine Aktionärsversammlung den Klimaschutz über den Gewinn gestellt. Solange das so ist, darf ein Vorstand selbst wenn er wollte gar nicht anders.
Wenn die Politik wirklich zu der Auffassung gelangen sollte, dass nur noch die Konzerne es schaffen können, den Wandel in den verbleibenden zehn Jahren zu schaffen, dann müsste sie zunächst einmal den rechtlichen Rahmen für das unternehmerische Handeln großer Aktiengesellschaften verändern. Doch ist allein diese Veränderung innerhalb einer Dekade zu schaffen? Wäre es da nicht doch einfacher, den Bürger für den Kampf gegen den Klimawandel zu gewinnen? Über ein wirklich wirkungsvolles Maßnahmenbündel, wie im betrieblichen Mobilitätsmanagement auch mit sog. Push- and Pull-Maßnahmen? Also einer ausgewogenen und kraftvollen Mischung aus Abbau von Nutzungshemmnissen und Fehlanreizen sowie Schaffung von Positiv- und Negativanreizen? In Kürze mehr dazu, was man unter diesem entsprechend gestalteten Maßnahmenbündel verstehen könnte.
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